home | information | hafen | wetter | impressum
  Aktuelles
  Kontakt
  Veranstaltungsplan
  Unsere Satzung
  Chronik
  Bildergalerie
 
  Stadt Wolgast
  Newsletter
   
  Zum Mitgliederbereich

 

Reiseberichte
| Der Mond bestimmte unseren Törnverlauf |
| Cygnus auf Reisen |
 
Segeltörn 2011 nach Süd - Norwegen

Die Skandinavische Eins
(alle Bilder lassen sich vergrößern!!!)

 
Viele Segler wählen die Törnstrecke nach Norwegen über Skagen. Je nach Windeinfall „landen“ sie nach rund 85 sm über das Skagerrak im Gebiet um Kristiansand. Dann sind die Ziele, wie Stavanger, Bergen, Alesund oder die Lofoten weitestgehend im Schutz des Innenfahrwassers abzusegeln.
Die Skandinavische EinsDas reizvolle Revier zwischen Kristiansand und dem Oslofjord, also die Gegenrichtung, bleibt dann „außen vor“. Dieser südöstliche Landesteil von Norwegen ist mit kleinen Fjorden durchzogen und besitzt lt. Hafenhandbuch etwa 80 Anlegestellen. Das war unser Urlaubsziel 2011 mit Anreise über die schwedische Westküste und Besuch der norwegischen Hauptstadt Oslo. Der Törn bildet grafisch gesehen eine 1.
Die nautischen Vorbereitungen wurden bereits in den Wintermonaten erledigt. Wichtig sind dafür die Vollständigkeit beider Navi - Systeme: - Seekarten und Hafenhandbücher, sowie die Software für den Kartenplotter. Mit der Visa Card lassen sich Kronen in Dänemark, Schweden und Norwegen an reichlich vorhandenen Bankautomaten einwechseln. Der Umrechnungskurs von € in Kronen beträgt in Dänemark z.Z. 7,4, für Schweden 9,0 und Norwegen 7,9. Besonders in Norwegen sind die Wassertankstellen automatisiert und funktionieren nur mit einer Master Card. In Schweden habe ich unseren Minibedarf an Sprit mit 5l Kanistern an den Landtankstellen gedeckt.
Die Bordversorgung kann in ähnlichen Kaufhallen wie bei uns erledigt werden. Die Preise sind um etwa 30 % teurer. Da viele Häfen Waschmaschinen im Nutzungsangebot haben (pro Maschine umgerechnet ca. 4€),lässt sich die Bordbekleidung begrenzen. In Norwegen ist sogar das Waschmittel gratis.
Alkoholische Getränke sind in allen skandinavischen Ländern sehr teuer. Deshalb haben wir unseren Bedarf, unter Beachtung der Zollbestimmungen, schon in der Heimat eingebunkert.
Was sich früher durch den „Besitz“ einer jüngeren Partnerin positiv auswirkte, ist nun im Rentenalter ein „Nachteil“; zumindest im Zeitfonds. Meine Gabi muss noch arbeiten! Mit Erfolg haben wir deshalb in der Vergangenheit die geografischen Ähnlichkeiten im NE- , N- und NW’ lichen Richtungen von unserem Heimathafen zu Nutze gemacht, die Strecken geteilt, und Crewwechsel eingeplant.

1. nach Stockholm ist bis Kalmar nur „Strecke“ abzusegeln, danach kommen die interessanten Schärengebiete
2. nach Oslo ist bis Göteborg „Strecke“, dann kommen die Schären
3. in Richtung dänische Südsee kann bis Fehmarn vorgefahren werden.

Für mich bedeutet das etwa 30 – 40 % Männertörn und den Rest mit dem Partner in geschützten und interessanteren Gebieten.
Der Crewwechsel kann bei Vorhandensein eines nahen Flugplatzes fast reibungslos erfolgen. Unser liegt nur 20 km entfernt und kann mit dem Flughafenshuttle problemlos erreicht werden. Auch ein Vorteil.
Mit rechtzeitiger Buchung (bei uns im März) fliegt man z.B. mit Easy - Jet von Berlin nach Göteborg für 29,00 €. Aber auch Fähren können genutzt werden, so z.B. von Nyneshamn (bei Stockholm) nach Swinoujscie. Letztendlich haben wir 2006 per Auto über Mukran und Trelleborg einen Crewwechsel in Oslo und Bergen gemacht. Alles eine Frage der Logistik, sicher auch des Geldes. Einmal habe ich bei Zeitmangel meine im Arbeitsverhältnis stehende Crew im Yachthafen Gedser abgesetzt, die mit der ca. 500 m entfernt liegenden Fähre mühelos Rostock und weiter per Zug am gleichen Tag Potsdam erreicht haben.
Am Pfingstmontag habe ich mit Franz Kretschmer meinen Heimathafen Wolgast in Richtung Göteborg verlassen.


Franz wurde in Freest abgeholt

Das Hafenbüro in Langedrak
Das Hafenbüro in Langedrak

Die Wetterlage war stabil vorsommerlich. Mit Stopp in Lohme, Falsterbokanal, Helsingborg, Torrekov und Varberg haben wir „ Starlight“ in 7 Tagen (1 Sturmtag) am 19. Juni nach 250 sm in Langedrak festgemacht. Das ist einer von drei dicht beieinanderliegenden Außenhäfen von Göteborg.

Die Wahl fiel hauptsächlich auf diesen, weil vor der Tür die Straßenbahn zum Zentrum Göteborgs vorbei fährt. Achtung! Wer mitfahren möchte, benötigt ein Ticket der Zone 3 für 29,00 Kronen, erhältlich an Kiosken; oder den Fahrpreis in passenden Münzen für den Automaten in der Bahn.
Das Anlegen im Stadthafen „Lilla Bommen“ ist nicht zu empfehlen.

Die Viking vor dem Göteborger
Die „Viking“ vor dem Göteborger Stadthafen „Lilla Bommen“
Zu einem stört der starke Stadtlärm und die Liegegebühren sind mit etwa 50,00 € „unverschämt“.
Etwas traurig war ich über das „Einwehen“ meiner Clubfreunde Petra und Norbert mit ihrer „Latücht“ in Varberg, nur eine Tagesreise von meinem Liegeplatz entfernt. Sonst hätten wir uns getroffen! Schade.
Allgemein haben wir in den drei Ländern im Durchschnitt 20,00 € Hafengeld bezahlt. Auffällig war, das in Norwegen keine zusätzlichen E-Kosten verlangt werden. Offenbar haben die genügend Strom zur Verfügung. Es ist ein reiches Land. Die rund 200 sm lange Strecke von Göteborg nach Oslo führte weitestgehend durch inneres Fahrwasser und ist ein reines Segelvergnügen. Wenn dann auch noch Sommerwetter und leichter Wind vorliegen, ist der Törn ein Genuss!
Nach dem Crewwechsel in Göteborg geht der Törn in Richtung Oslo weiter. Vorbei an vielen bewohnten und unbewohnten Schären, Türmchen und wechselnder Landschaft genießen wir das Bordleben. Das Auge sieht so viel, dass wir schweigen und genießen. Die Kamera klickt und läuft „heiß“, weil diese zauberhafte Landschaft für die Ewigkeit gebunden werden soll.
schmale Durchfahrt vor Marstrand Marstrand von
schmale Durchfahrt vor Marstrand und Marstrand von oben
Besonders Klasse sind die Passagen bei Ökerö, Marstrand, Kyrkesund, Gullholmen und Hamburgsund.
Wegen der dortigen Fähren oder starken Verengungen, müssen kurz die Segel eingeholt werden. Viel Arbeit für einen Rentner!!

Gullholmen von oben
Gullholmen von oben
Dort, wo es uns gefällt, legen wir an, allerdings erst nach einem Pflichtetmal.
Halt war für uns auch in Strömstadt notwendig, wo Carola und Thorsten ungeplant mit ihrer Comfortina 38 aus unserer Heimat zu einem Fisch-Grillabend nach telefonischer Absprache eingeladen hatten. Nicht’s wie hin!
Treffen in Strömstad Festung Oscarsburg mit Geschützen vor Oslo
Treffen in Strömstad und Festung Oscarsburg mit Geschützen vor Oslo
Am Abend lagen wir im Päckchen, zusätzlich mit Roswitha und Werner aus Karlshagen und ihrer schönen Yacht „Condor“. Wir hatten einen wohl bei allen Seglern beliebten Klönabend. Es entstand der Eindruck, dass Thorsten und Werner den Fischladen in Strömstadt ziemlich leergekauft hatten. Das Seglerleben kann doch schön sein!

Erstaunt sind wir doch immer wieder über die Länge des Oslofjordes mit rund 50 sm. Zwei Tage sollte man einplanen, um auch etwas zu sehen. Als wir über das Wrack der „Blücher“ vor Drobak segelten, bekundeten wir eine große Abneigung zu jeglichen Kriegshandlungen. Zwei Torpedos von einer Landstation abgefeuert, hatten am 9. April 1940 das deutsche Kriegsschiff versenkt. Auch hier kamen viele junge Männer ums Leben.

In Oslo kann man in etwa fünf Marinas anlegen. Jede hat Vor- und Nachteile. Wir sind am königlichen Yachthafen (zu teuer) vorbeigefahren. In einen am Buchtende liegenden Club hatten wir wenig Schwall und Ruhe. Der Club ist mit unserem Heimathafen vergleichbar. Hier wird aber von Vereinsmitgliedern Nachts Wache gehalten. Das ist für uns gut, sollte aber von unserem Vorsitzenden Uwe Drühl überlesen werden! Allerdings wird auch eine komplette Wohnmöglichkeit im Clubhaus bereit gestellt, wo jeweils die dienst- und wachhabende Seglerfamilie wohnt; im wöchentlichen Wechsel.
 

Der kleine Trotzkopf
weltbekannt, „Der kleine Trotzkopf“

Das war schon amüsant, denn die Wohnung war zeitweise auch eine Art „Kneipe“.

Vorerst machen wir eine Stadtbesichtigung mit königlichem Schloss und dem Vigelandpark. Da ich aber ein anschließendes Shopping ahne, wo alle Klamotten gedreht und gewendet werden, ziehe ich eine Besichtigung der Holmenkollen – Sportanlagen vor. Das dauert gut einen halben Tag. Die Aussicht vom Berg und die neuen Anlagen (Schanze und Biathlonstadion) lassen des Technikers Herz höher schlagen.

Die Fontäne, der älteste Teil des Vigelandsparks
„Die Fontäne“, der älteste Teil des Vigelandsparks
Panorama von Oslo mit Blick auf den Holmenkollen
Panorama von Oslo mit Blick auf den Holmenkollen
Es sind so viele Häuser und Menschen zu sehen, und doch hat Norwegen nur etwa fünf Millionen Einwohner! Ob die sich verzählt haben?
Die fünf Tage Wetterprognose ist gut, vorerst NE 3-4. wir beschließen die Tagesmeilen etwas zu verlängern, um noch ein Stück der südöstlichen Küste anzulaufen. Das ist „Neuland“ für uns. Dafür hatten wir uns ein Hafenhandbuch in Norwegen gekauft, indem die Ansteuerungen als Luftaufnahmen sehr anschaulich dargestellt sind.
Wir wechseln Marinas und Naturhäfen ab. Zunächst war Horten, ein Ort im Oslofjord, unser Ziel.
  Der Schiffsverkehr im Oslofjord ist z.Z. überschaubar. Die Sportboote halten sich ohnehin unter Land auf. Da es gut lief, haben wir Horten passiert, und später in Vallö (am Fjordausgang) halt gemacht. Wir sind erstaunt über die Größe der Marina, in der rund 250 Sportboote liegen. Später lesen wir, dass die Region, mit dem Zentrum Tönsberg, 1200 Boote zählt.
  Kartenausschnitt von Svenner
Kartenausschnitt von Svenner
(OpenMaps)

Es ist aber auch ein super Segelrevier.
Sorgen bereiten uns die besonders vielen Untiefenangaben in den Seekarten. Da muss mit der Lupe gearbeitet werden. Das „Auge“ erkennt aber inzwischen Wellenbrechungen, plötzliche leichte Gischt oder helle Stellen voraus.

Die Weiterfahrt in Richtung Larvik geht an vielen Anlegestellen und Fjorden vorbei. Bei schönem Segelwetter machen wir am Nachmittag in der Küstenstadt Stavern fest. Man sagt, dass die Landschaft hier zu künstlerischem Denken und handeln inspiriert.

In Risör beschließen wir aus Zeitgründen die Rückfahrt anzutreten. Das Wetter ist gut und wir segeln zur Außeninsel Svenner. Von dort ist das Erreichen der schwedischen Küste, mit 45 sm, machbar. Wir wählen den gleichen Rückweg, da uns der Kurs über Skagen zu lang ist und wir die Ostküste Jütlands schon mehrfach abgefahren sind.
Svenner hat etwa die Größe der Oie, besteht aber aus felsigen Inselgruppen. Kein Service, nur Natur. Wir liegen an einer Holzpier mit Anker achtern aus. Hier liegen mit uns etwa 20 Sportboote. Die Felsen sind vom Sonnenlicht aufgewärmt und es wird ein langer Abend. Dabei beschließen wir, das Gebiet vom Oslofjord bis Kristiansand nochmals zu besuchen, da viele Ankerplätze, Buchten und Häfen offen geblieben sind. Da muss sich der „Alte“ aber fit halten!
Die Überfahrt nach den Koster Inseln war durch vorliegenden Westwind mit 3-4 Windstärken eine reine Zeitfrage.

Die Ausfahrt zwischen den Kosterinseln Baustil Blick auf die schmale Einfahrt der Kosterinseln am
Die Ausfahrt zwischen den Kosterinseln ; „Baustil“ auf Koster ; Blick auf die schmale Einfahrt der Kosterinseln ; am Felsplateau im Hafen Ekenäs

Welchen Inselhafen nehmen wir? Kostersundet oder Ekenäs? Der erste Hafen ist näher. Hier legen wir eine Pause ein und radeln am nächsten Tag über die Inseln.
Bei Westwind kommen wir gut voran, machen Halt in Gullholmen, auf Donsö, Varberg, Raa und „landen“ am 15.7.2011 wohlbehalten in Malmö. Die 43 sm - Strecke von Vaberg nach Torekov haben wir nur unter Spinacker zurückgelegt. Das war „Urlaubsrekord“.

vor Grebbestad Blick vom Felsen in Grebbestad
vor Grebbestad und Blick vom Felsen in Grebbestad

Bis hier bestes Segelwetter, doch nun zeichnet sich eine grundsätzliche Wetteränderung ab. Regen und Sturmböen zwingen uns zum Hafenverbleib. Gut , dass wir in einer Stadt liegen. Beim Ausdruck der 5 Tage Wettervoraussage bekommen wir Falten auf die Stirn. Alles aus Süd, mit Böen in 7-8 Bft!
Da geht die vorgesehene Strecke Falsterbokanal – Rügen nicht. Wer hier wetterbedingt festliegt und unter Zeitdruck gerät, fährt in 35 Min. mit dem Bus nach Trelleborg oder verholt das Boot unter Landschutz nach Skare bzw. Gislövsläge. Von dort sind es nur wenige Kilometer bis zur Fähre. Ein Wochenliegeplatz kostet in Limhamn 50,00 €, in Skare 30,00 € und in Gislövsläge 45,00 €. Wir planen Klintholm ein, was auch mit hart am Wind klappte und am Tag darauf war Mittags ein „Windfenster“ mit SW, welches wir nutzten. Nur gut, dass wir die Ostsee-Windverhältnisse im Zweistundentakt aus dem Internet ablesen können. So erreichten wir am späten Abend Kloster – alles chic.
Die Fahrt in den Heimathafen war reine Formsache. Ein Klönabend mit Claus Köster im Dänholm rundete den Skandinavientörn ab.

Segeln ist eine feine Sache. Möge der Wind aus allen Richtungen auch in Zukunft „steuerfrei“ bleiben.

Gabi und Siggi

 

Fotos und Text
Gabriele Piater, Siegfried Nöckel, SY„Starlight“
Kartenausschnitte www.openstreetmap.de