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Reiseberichte
| Der Mond bestimmte unseren Törnverlauf |
 
Segeltörn in das Land der Fjorde
 
Teil : I
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Nachdem ich zweimal mit meinem Segelfreund Franz Kretschmer, auf dessen Vierteltonner vom Typ „Hiddensee“, mit knappem Zeitfonds, die norwegische Südküste absegeln konnte, ist der Plan entstanden, dieses ausgezeichnete und anspruchsvolle Segelrevier mit mehr Zeit unter eigenem Kiel zu befahren. Meine segelbegeisterte Crew stimmte zu und es entstand im Winterhalbjahr 2008/2009 folgender Ablauf:

- Die Yacht „Starlight“, eine Dehler 34 Optima 101, soll in 14 Segeltagen nach Bergen
verholt werden. Ich gewann dazu den Norwegen erfahrenen Segler Franz Kretschmer.
- Meine Lebensgefährtin Gabi und unser Patenkind Kascha (20) fliegen am 17.7.09 von Berlin nach
Bergen und Sportsfreund Kretschmer zurück.
- Urlaubsrücktour mit Fjordbesichtigungen in 24 Segeltagen entlang der norwegischen Südküste mit
Ziel Jütland(Dänemark)
- Anreise der Sportsfreunde Latzusch, Donath und Kohler mit dem Auto in einen Hafen auf
der dänischen Insel Jütland und Crewwechsel
- Rücktörn über den Großen Belt bis zum Heimathafen Wolgast in 7 Segeltagen.

Der Reisebericht besteht somit aus drei Teilen.

  1. Törn Wolgast – Bergen von Siggi
  2. Urlaubstörn von Bergen entlang der West – und Südküste Norwegens und Überfahrt
    nach Jütland von Gabi
  3. Törn von Ebeltoft nach Wolgast von Siggi

Was erwartet uns?
Das Land im hohen Norden, mit seinen vielen prachtvollen Fjorden, hohen Bergen und tief eingeschnittenen Tälern, zieht jedes Jahr Touristen aus nah und fern an. Norwegen ist berühmt für seine saubere Natur und seine stark variierenden Jahreszeiten. Die unendliche Küstenlinie mit ihrer Vielfalt bietet reiche Erlebnismöglichkeiten für alle Freunde des nassen Elements. Norwegen hat etwa 4 Millionen Einwohner. Der südliche Teil ist am dichtesten besiedelt. Dem Erdöl und Gas ist auch der hohe Lebensstandard zu verdanken, wie auch die Tatsache, dass Norwegen, gemessen an der Bevölkerungszahl, der weltgrößte Spender von Entwicklungshilfemitteln ist.
Die Samen, Norwegens Ureinwohner, leben vorwiegend im Norden.
Zum Nordkap-Plateau kommen Touristen aus der ganzen Welt, um die Mitternachtssonne zu erleben und um auf dem nördlichsten Punkt des Landes zu stehen.
Aber die Landschaft ist nicht alles. Besucher, die hier an Land gehen, werden sehr herzlich von der Bevölkerung aufgenommen, die reges Interesse an Seglern aus allen Ländern zeigen. Sowohl landschaftlich, als auch klimatisch teilt sich die SW-Küste bei Kap Lindesnes in zwei gegensätzliche Bereiche. Nach Westen ist die Landschaft großartig, rau und ehrfürchtig. Oft ist es dort stürmisch und das Wetter wechselt rasch.
Vor dem Kap ,in Richtung Osten, kann man einige hundert Meilen im Schutz der vorgelagerten Inseln zurück legen. Hier ist das Land flacher und die vorwiegend anzutreffenden Westwinde werden nicht durch die hohen Berge aufgehalten, an denen sie sich gleichzeitig abregnen.
An der Küste liegen im Dutzend kleine beschauliche Städte und Hunderte von winzigen Häfen, die ein hübsches Gegenstück zu der wild-romantischen Landschaft bilden. Das Beste sind die tief in das Landesinnere einschneidenden Fjorde, von denen der Geiranger-, Hardanger-,Sogne- und Lysefjord die wohl bekanntesten sind.
Da die vielen Wasserstraßen für die Norweger lebenswichtig sind, haben Motorboote dort das Wegerecht. Der Diesel ist staatlich gestützt und weit kostengünstiger als für Straßenfahrzeuge.
Nun liegt es an jedem selbst, sich dort wohl zu fühlen, sich sogar in dieses Land zu verlieben.


Teil 1

Wolgast - Bergen

Früh am Morgen des 28. Juni 2009 haben wir Franz in Wilhelmshorst bei Potsdam abgeholt und gegen Mittag, über die Autobahn, Wolgast erreicht. „Starlight“ hatte ich eine Woche zuvor ausgerüstet. Dabei hatte mir Sportsfreund Peter Sonnenberg aus unserem Club fachgerecht eine neue E- Einspeisung installiert und mir sein schönes Schlauchboot überlassen, nachdem er mein Miniteil gesehen hatte.
Danke Peter!
Von großem ökonomischen Vorteil war die AbschiedBereitstellung aller Seekarten, Handbücher und Reisebeschreibungen durch Franz. Nur eine C-MAP musste ich für den Plotter nachkaufen, bis Arendal war Software an Bord. Lange vor der Reise hatten wir uns in das anspruchsvolle Revier eingelesen. Besonders beeindruckt hat uns dabei die Beschreibung von 100 Häfen von Oslo zu den Lofoten für Fahrtensegler von Georg Schuster aus Berlin. Darin sind Angaben über Land und Leute, Strömungen und Tide, Definitionen, Koordinaten, Einklarierung, Ansteuerung vieler Häfen, Versorgung mit Trinkwasser, Kraftstoff und Proviant, Bus- und Fährverkehr, Rettungsdienste, Telefondienste, Zoll und Konsulate enthalten.
Das Vorwissen hat uns Sicherheit gebracht.
Am Sonntag, den 28. Juni 2009 haben wir , nach Abmeldung bei der Clubleitung, den Heimathafen verlassen.

Ich kenne von vielen gemeinsamen Langstreckenfahrten die Vorteile von Franz; er ist lieber auf dem Wasser als an Land. Dabei spielt das Wetter eine untergeordnete Rolle. Mit ihm segeln bedeutet, satirisch gesehen, das Erleben von Sonnenauf – und Untergang auf See. Mit ihm ist Sicherheit an Bord und außerdem profitierte ich von seinen umfangreichen Reviererfahrungen; er war schon 4x in Bergen.

Zunächst war Lohme unser Ziel, was wir bei NE 5 gegen 20.00 Uhr erreichten.

Lohme Ostseeüberquerung
Am nächsten Tag folgte die Ostseeüberfahrt mit NE 3-4, klarer Sicht und Sonne. Die Genua half enorm. 18.00 Uhr erreichten wir den Brückenzug im Falsterbokanal ( Schweden) und legten im Hafen an.
Brücke im Falsterbokanal Hafen am Kanal
Spaziergang, Bankautomat, duschen, gut essen und nach 55 sm ab in die Koje. Nun waren wir im Öresund und die landnahe Weiterfahrt ist nicht so langweilig. Rasch ging es am nächsten Tag durch die Öresundbrücke, an Malmö und Ven vorbei nach Helsingör.
Öresundbrücke
Nach kurzer Pause ging es noch zwei Häfen weiter, raus nach Gillileje, wo wir um 20.30 Uhr festgemacht haben. Ziemlich ausgelaugt gehen wir nach 58 sm duschen und in die Koje.
Durch die Vortagsleistung war am 1. Juli der Weg nach Anhold zwar kürzer, aber immerhin noch 60 sm lang.
Im Hafen von Arnold Insel Arnold
Da ein Hoch über uns lag, war der Wind gering und kam auch noch gegen an. Kreuzen mit Groß und Genua im Wechsel mit dem Diesel waren die Folge. 18.00 Uhr fanden wir noch einen Eckplatz auf der ständig überfüllten Insel im Kattegatt. Alle Serviceleistungen im Hafen gehen nur mit Chipkarte, die Warmwasserwahl beim Duschen war filmreif. Am nächsten Tag weckte uns die Sonne. Frühstück und los, Ziel Saeby, 50 sm entfernt. Mit E 3 lief es ganz gut, 17.15 Uhr waren wir im Hafen.
Hafen Seaby Hafeneinfahrt Seaby
Der Appetit auf Fisch endete in einem kulinarischem Höhepunkt, für 170 DKR war Selbstbedienung am Buffet bis zum Abwinken angesagt.
Der Weg bis Skagen, das sogenannte „Sprungbrett“ nach Norwegen war am kommenden Tag mit 25 sm ein „Spaziergang“.

Hafen SkaagenFähre in Skaagen
Sorgen machte uns nur der Liegeplatz. Dieser Hafen ist ständig „proppe“ voll, weil auch immer „Rummel“ ist. So auch dieses mal, Musikfestival! Himmel und Menschen- und ein Lärm! Mit Glück erhaschen wir einen Platz im Fischereihafen, Bug am Steg und Heckanker raus. Nachbunkern, tanken und raus aus dem Rummel. Wir sind zeitig in die Koje, es folgt die Skagerraküberquerung mit 90 sm. Die Wetterprognose stimmte, 5.30 Uhr Anker auf und los.
West 3 ließ nicht die gewünschte Höhe zu, um möglichst in die Nähe von Kristiansand zu kommen. Mal sehen, Arendal, Grimstad oder Lillesand sind ja auch lohnenswerte Ziele, allerdings weiter NE-lich als unser Weg nach NW. Bis gegen 14.00 Uhr lief es gut, ein Segler hatte das gleiche Ziel.
Trotz Sonnenhimmels kam plötzlich Seenebel auf, etwa 30 sm vor Landfall. Genua gestrichen, Fock drauf. Richtig. Kaum waren wir fertig und die Nebelbank durchgezogen, steigerte sich der Wind auf
6-7 Bft. Reff eingebunden, Fock verkleinert; die Welle wurde gewaltig. Durchhalten war angesagt. Die 30 sm waren hart, aber um 19.00 Uhr tauchte Arendal auf. Nun den vielen Inseln und Steinen ausweichen! Ich sah drei Türme, Franz fand den sicheren Weg mit Karte und Plotter. Endlich in der Abdeckung und im Hafen, denkste!
Nach der Einfahrt in einen Schwimmsteg, musste ich achtern die Leine durch eine Öse des Auslegers ziehen und diesen dazu betreten. Der erste Schritt auf das Territorium Norwegens. Ohne Einwirkung von Alkohol, offenbar durch die Instabilität, fiel ich mit der Leine in der Hand, in das Hafenbecken, mit voller Montur! Da ich über das Achterschiff rasch wieder „auf den Beinen“ war, hat das kaum einer wahrgenommen. Nur Franz, der das Schiff vorne auf Position hielt, bemerkte: Ich solle künftig vor dem Baden erst das Boot anbinden! Und nun kommt auch noch der Tiefpunkt; triefend nass und noch mit dem Anbinden beschäftigt, hielt mir ein Norweger eine Marke vor die Nase und sagte grinsend: „Zoll“. Er wolle an Bord und nachsehen. Meiner Bitte um 10 Minuten Verschiebung wollte er nicht nachkommen, da ich ja sonst die „Schmuggelware“ verstecken könnte. In Shorts zeigte ich ihm unser Getränkefach. Alles o.k. und weg war er. Kein Protokoll oder so, aber auch keine Tiefenprüfung. Duschen, essen, Klamotten trocknen, Zufriedenheit ausdrücken und ab in die Koje. Norwegen, wir sind da!
Ahredal Hafenbilder
 
Teil : I
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